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Christ sein im Alltag

Praktische Tipps, Hinweise & Inspirationen

Verschiedene Gebetshaltungen

Hand in Hand mit Gott – gefaltete Hände

Vermutlich ist »Orante« deshalb als allgemeine Gebethaltung der Gläubigen verschwunden, weil es ganz schön anstrengend sein kann, längere Zeit mit ausgebreiteten Armen zu beten. Die Arme sanken immer weiter nach unten, sodass sich die Handflächen vorne berührten. Es entstand die Haltung der gefalteten Hände. Auch das ist eine wunderbare Gebetshaltung, denn so kann man entspannt lange Zeit beten: Die gefalteten Hände ruhen auf der Brust, dort wo das Herz ist; der Oberkörper wird gerade; die aneinandergelegten Fingerkuppen haben einen beruhigenden Effekt.

Zugleich kehrt Konzentration ein. Ich finde es schade, dass man diese Gebetshaltung – die sich übrigens auch in östlichen Religionen findet – bei uns in der letzten Zeit vernachlässigt. Es wirkt feierlich, wenn zumindest der Priester und die Ministranten mit gefalteten Händen am Altar stehen. Für mich persönlich, für meine Konzentration und für meine innere Stimmung, ist es nicht gut, wenn ich die Hände nur irgendwie zusammenknülle. Die zusammengefalteten Handflächen, die sich berührenden Fingerspitzen, das Ruhen der Hände auf der Brust, die sich dadurch automatisch vorschiebt, das verleiht eine heilsame Spannung des Körpers. Wie gesagt: Körperhaltungen sind für uns da: damit wir besser in Verbindung treten können mit Gott. Genau das drücken die gefalteten Hände aus: Sie zeigen von der Brust weg nach oben und verbinden unser Herz mit Gott.

Quelle: Pater Karl Wallner: #BetenTutGut. Das Jugendgebetbuch, St. Benno Verlag, S. 20f.

Sich vor Gott kleinmachen – die Kniebeuge und das Knien

Dass Gott groß ist, ja dass er der Allergrößte ist, das glauben alle Religionen. Alle Religionen haben daher auch Riten und Gesten entwickelt, wie sich der Mensch vor Gott kleinmacht. Ich finde es durchaus eindrucksvoll, wie Muslime sich oft ganz unbekümmert in aller Öffentlichkeit auf ihren Gebetsteppich knien und sich dann vor Allah niederwerfen, indem sie mit der Stirn den Boden berühren. Wie gesagt: Ähnliches findet man in allen Religionen. Wir Katholiken kennen die Kniebeuge: Beim Betreten einer Kirche grüßen wir Jesus, der in der Eucharistie im Tabernakel gegenwärtig ist, indem wir ein Knie beugen. Danach richten wir uns dann gleich wieder auf. Bei der Heiligen Messe wird, wenn die Normen der Kirche eingehalten werden, zur Wandlung und zum Hochgebet längere Zeit gekniet.

Also dann, wenn Christus in Brot und Wein gegenwärtig wird. Ebenso knien wir zur eucharistischen Anbetung. Die Kniebeuge und das Knien vor Jesus im Sakrament haben für uns Christen eine sehr tiefe theologische Bedeutung: Wir machen uns zwar klein vor unserem Gott, aber der Oberkörper doch immer aufrecht bleibt. Unsere Würde bleibt, wir sind »Aug in Aug«mit Gott. Die Größe unseres Gottes besteht ja – im Unterschied zu anderen Gottesvorstellungen – gerade darin, dass er selbst sich aus Liebe zu uns kleingemacht hat. Unser Gott ist deshalb der Größte, weil er auch im Kleinsten gegenwärtig sein kann und will: Im Sakrament hat sich der ewige Gott noch viel kleiner und demütiger uns gegenüber gemacht, als wir es je durch unser Hinknien ausdrücken könnten. Das Knien ist also ein Zeichen unserer Würde als Gotteskinder; zugleich Anbetung der Liebe Gottes, die er uns erwiesen hat, indem er selbst ein kleiner Mensch geworden ist und in der kleinen Gestalt der Hostie in unserer Mitte gegenwärtig sein möchte.

Quelle: Pater Karl Wallner: #BetenTutGut. Das Jugendgebetbuch, St. Benno Verlag, S. 24f.

Aufrecht vor Gott – stehen

Juden stehen grundsätzlich beim Gebet. Man kann das in Jerusalem an der Klagemauer sehr gut wahrnehmen. Daher ist Stehen eigentlich die ursprünglichste Gebetshaltung auch für uns Christen. Wir lesen etwa im Markusevangelium, dass Jesus zu seinen Jüngern sagt: »Und wenn ihr euch hinstellt, um zu beten …« (Mk 11,26). Im Buch Genesis wird Satan vielleicht gerade deshalb mit einer Schlange verglichen, weil diese so »bodennah« ist. Der Mensch ragt durch seinen aufrechten Gang von der Erde auf zum Himmel.

Das Stehen ist eine schöne Gebetshaltung, wenn ich es bewusst vollziehe. Im Gottesdienst wird viel gestanden, und nicht selten ärgert das die Menschen, weil sie lieber bequem sitzen wollen. Bewusst stehen bedeutet: »Ich bin da. Ich bin vor Gott. Ich bin bereit.« Sitzen bedeutet ausruhen. Die Abwechslung zwischen Sitzen und Stehen ist gut. Beim Sitzen komme ich in die Ruhe. Wenn ich aufstehe, gerate ich in eine Stimmung des Aufbruchs.

Quelle: Pater Karl Wallner: #BetenTutGut. Das Jugendgebetbuch, St. Benno Verlag, S. 28.

Grundgebete

Das »Gegrüßet seist du, Maria«

Gegrüßet seist du, Maria,
voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht
deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Amen.

Die Mutter Jesu ist deshalb etwas Besonderes, weil Jesus etwas Besonderes ist. Der Sohn Gottes, der Retter aller Menschen. Wenn wir Jesus lieben, dann ist es selbstverständlich, dass wir auch seine Mutter schätzen, ehren und lieben. Das ist total biblisch. Außerdem war Maria ja nicht nur eine Art biologische »Leihmutter« für den Sohn Gottes, sondern sie hat aktiv Ja gesagt zu Jesus. Gott wollte das so, denn er respektiert immer unsere Freiheit. Im ersten Teil des »Gegrüßet seist du, Maria« sind zwei biblische Worte an Maria kombiniert. Der Gruß des Engels »Gegrüßest seist du …« und das Lob der Elisabet auf die Mutter des Herrn: »Du bist gebenedeit …«. Im zweiten Teil werden wir selber dann ganz Kind gegenüber Maria und bitten sie um ihre Fürsprache. Unser eigenes Christsein ist so schwach, so lau, so fehlerhaft … Da kann es nicht schaden, wenn wir uns an den Rock der Mutter unseres Herrn schmiegen und sie ganz lieb um ihre Hilfe bitten. Wenn Jesus selbst ein Kind in den Armen dieser Mutter sein wollte, dann brauchen wir uns nicht genieren, auch »wie die Kinder« (Mt 18,3) zu werden.

Quelle: Pater Karl Wallner: #BetenTutGut. Das Jugendgebetbuch, St. Benno Verlag, S. 40f.

Stoßgebete

Ein Stupser an deine Seele

Heute hängen wir alle dauernd am Smartphone. Facebook, Instagram und die kurzen News von Snapchat … Ein paar Minuten ohne Nachrichten?! Wir halten das kaum aus. Ich will das nicht bewerten, sondern einfach nüchtern feststellen. Und wie ist das mit Gott? Von irgendeinem »Freund« eine Nachricht zu erhalten, wo er gerade mit wem feiert, isst oder sonst was tut, soll mir wichtiger sein als eine Verbindung mit Gott? Ist das nicht komisch! Es ist wichtig, dass du oft daran denkst, dass es Gott gibt, dass er dein Leben trägt, dass er für dich da ist, dass er für dich sorgen und dir helfen will … Das ist gut für dich. Tatsächlich ist Gott ja immer da. Er kann ja gar nicht anders, als immer da zu sein. Nur du vergisst, das wahrzunehmen.

Wie dumm ist jemand, der auf einem Berggipfel mit dem herrlichsten Panoramablick steht, aber sich selbst die Augen zuhält … Es gibt eine kräftige Hilfe, dass du immer wieder die Augen öffnest für die Weite und Schönheit Gottes. Das sind die »Stoßgebete«. Sie heißen so, weil sie dir einen »Stoß« geben, einen »Rempler«, um an Gott zu denken. Augen auf! Sie sind ein kurzer und kräftiger »Stupser« an deine Seele. Sie sind meist auch kräftige Bittgebete: »Jesus, hilf!« oder »Herr, erbarme dich« oder »Mein Gott, ich liebe Dich!«. Du wirst sehen, wie dich so ein kleines Gebet aufrütteln kann. Mein Lieblings-Stoßgebet, das ich oft sogar laut sage, sogar beim Sport, lautet: »Gott liebt uns.« Fang einfach an. Du solltest ab sofort keinen Tweet von Gott mehr versäumen. In diesem Buch finden sich viele Tipps. Leg dir ein Stoßgebet zu und stupse dich selbst an, sooft es dir einfällt.

Jesus, dir lebe ich,
Jesus, dir sterbe ich,
Jesus, dein bin ich im Leben
und im Tod.

Jesus, ich grüße dich, du aber segne mich. Gott, sei mir Sünder gnädig! (Lk 18,13)

Jesus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner.

Gelobt sei Jesus Christus!

Kyrie eleison!

Gott, steh mir bei!

Herr, erhöre mein Gebet!

Beschütze mich!

Erbarme dich meiner!

Jesus, ich vertraue auf dich.

Mein Gott und mein Alles.

Mein Herr und mein Gott!

Herr, bleibe bei mir!

Herr, erhebe dich, mein Gott, und bring mir Hilfe! (Ps 3,8)

Höre, Herr, erbarme dich. (Bar 3,2)

Der Name des Herrn sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit. (Ps 113,2)

Herr, erhöre! Herr, verzeih! (Dan 9,19)

Quelle: Pater Karl Wallner: #BetenTutGut. Das Jugendgebetbuch, St. Benno Verlag, S. 56–59.