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»Jerusalem, du hochgebaute Stadt«

Jerusalem, du hochgebaute Stadt (Gotteslob Nr. 553): Dieses Lied begleitet mich schon viele Jahre. Ich stamme aus einem evangelischen Elternhaus, daher ist mir dieses im Gotteslob neue Lied seit langem vertraut.

Den ersten Zugang fand ich über die Melodie von Melchior Franck. Die absteigende Dreiklangsfanfare auf dem Wort »Jerusalem« steht für die Vision der Niederkunft des Neuen Jerusalem (Offb. 21,2).

Der zweite Teil der Melodie lässt die Energie des Anfangsmotivs in ruhigen Linien ausschwingen. Hier drückt der Komponist aus, wie sich das »sehnende Herz weit über Berg und Tale… schwingt, um schließlich aus dieser Welt zu eilen.«

Damit bin ich bei meinem zweiten Zugang zu dem Lied: dem Barocktext voll prächtiger Sprachbilder von Johann Matthäus Meyfart. Das Lied ist der Rubrik »Die himmlische Stadt« zugeordnet, ursprünglich ist es ein Sterbelied.

Der Dichter spricht in Bildern voll Sehnsucht von der Reise der Seele in das himmlische Vaterland. Dieser Duktus des Liedes wird noch klarer, wenn man die beiden Strophen nachliest, die im Gotteslob fehlen.

Ich bin froh, dass das Lied Eingang in das neue Gotteslob gefunden hat. Es wird seinen Platz in der Liturgie vor allem zu Allerheiligen finden. Als Musiker berühren mich besonders die letzten beiden Strophen. Dem Dichter gelingt es durch seine Sprache, in uns bereits etwas von der himmlischen Musik, vom »Hosianna feine ohn End in Ewigkeit« zum Klingen zu bringen.

Quelle:

Sommer, Sebastian: Mein Lieblingslied, in: Tag des Herrn, Nr. 18 vom 04. Mai 2014, S. 16.