Kindergebete & Jugendgebete
Eine Auswahl altersgerechter Texte
Gebet
Gott, unser Vater, nicht immer sehen wir das Ziel klar vor Augen. Wir folgen den Spuren, die wir sehen. Die Spuren zeigen uns aber auch: Wir sind nicht allein, du gehst mit, auch wenn wir dich nicht sehen. Wir treffen uns und teilen den Weg, den Weg, den wir gemeinsam neu entdecken. Und oft erkennen wir erst im Nachhinein, dass du es warst, der mit uns ging, der für uns das Brot zum Leben bereithielt. So bitten wir dich: Führe uns Wege, die zu dem Ziel führen, das du selber bist. Amen.
Kommissar im Dunkel
Oft weiß ich nicht, wohin du mich führen willst, Herr. Oft bin ich ratlos. Ich stochere im Dunkel herum wie ein Kommissar, der nicht weiß, wo er den Täter finden soll. Ich surfe von einer Suchmaschine zur anderen, doch auf meinem Display erscheinen nur Fehlermeldungen. Von dir, Gott, keine Spur.
Dann habe ich keine Lust mehr, dich zu verfolgen. Ich finde die Indizien nicht, die dich überführen. Alle verschlungenen elektronischen Pfade zeigen keinen Ausweg aus dem Datendschungel. Ich hänge meinen Mantel an den Nagel und schalte den Computer aus.
Wenn du mich doch hören solltest, dann schicke mir einen Menschen, der mir hilft, dich wiederzufinden. Der mir zuhört und dem ich zuhören kann. Der mit mir schweigt und mit dem ich schweigen kann. Der mir vertraut und dem ich vertrauen kann. Der mir glaubt und mit dem ich glauben kann.
Schicke mir einfach einen Menschen, der sich mit mir auf die Suche macht. Schicke mir einen Freund, in dem ich dir begegnen kann.
Quelle: Erbrich, Guido: Zum Beispiel Wir: Das neue Jugendgebetbuch, St. Benno Verlag 2013, S. 8ff.
Lass uns ...
Wir schenken dir, Herr,
diesen beginnenden Tag.
Lass uns denen helfen, die zu uns kommen,
denn du bist es, der kommt.
Lass uns eins sein mit allen Brüdern und Schwestern,
die hinausgehen, dein Halleluja zu leben.
Lass uns zart, liebevoll, offen sein und bereit,
jede Form deines Willens anzunehmen.
Lass uns lachend im Leben stehen,
denn du bist das Leben.
Lass uns Vertrauen schenken
in die Erde und in den Himmel.
Lass uns alles ablegen, was nicht DU bist
und deine Kinder, die Menschen.
Lass unsere Liebe klar sein durch die Gnade des Vaters,
des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Morgengebet der Kleinen Schwestern und Brüder Jesu
Quelle: Probier's mal mit Beten. Neue Jugendgebete, St. Benno Verlag, S. 8.
Jesus,
in den vertrauten Worten unserer Gottesdienste suche ich dich. In den alten Zeichen und Symbolen der Kirche suche ich dich. Und ich bin froh darüber, dass Menschen vor mir Worte gefunden haben, dich anzusprechen; dass sie Zeichen gefunden haben, mit denen ich dich feiern kann.
So kann ich dich finden und du mich. So können wir uns finden und uns um dich versammeln, du unsere Mitte, Jesus. Amen.
Judith Werner, Philipp Seher
Quelle: Probier's mal mit Beten. Neue Jugendgebete, St. Benno Verlag, S. 21.
Mach uns unruhig
Mach uns unruhig, o Herr,
wenn wir allzu selbstzufrieden sind;
wenn unsere Träume sich erfüllt haben,
weil sie allzu klein und eng und beschränkt waren;
wenn wir uns im sicheren Hafen bereits am Ziel wähnten,
weil wir allzu dicht am Ufer entlang segelten.
Mach uns unruhig, o Herr,
wenn wir über der Fülle der Dinge, die wir besitzen,
den Durst nach den Wassern des Lebens verloren haben;
wenn wir, verliebt in diese Erdenzeit,
aufgehört haben, von der Ewigkeit zu träumen;
wenn wir über all den Anstrengungen,
die wir in den Aufbau der neuen Erde investieren,
unsere Vision des Neuen Himmels verblassen ließen.
Rüttele uns auf, o Herr,
damit wir kühner werden
und uns hinauswagen auf das weite Meer,
wo uns die Stürme deine Allmacht offenbaren,
wo wir mit schwindender Sicht auf das Ufer
die Sterne aufleuchten sehen.
Im Namen dessen, der die Horizonte
unserer Hoffnungen weit hinausgeschoben
und die Beherzten aufgefordert hat,
Ihm zu folgen.
Gebet aus den Philippinen
Quelle: Probier's mal mit Beten. Neue Jugendgebete, St. Benno Verlag, S. 34.
Mach dich auf
Wenn ich dir Gott beweisen soll,
muss ich dich enttäuschen: Ich kann es nicht.
Aber wenn du bereit bist,
lade ich dich ein,
ihn gemeinsam mit mir zu suchen.
Wenn ich dich zu Gott u?berreden soll,
muss ich schweigen: Ich will es nicht.
Aber wenn du es annimmst,
biete ich dir mein Leben an,
um meinen Glauben mit dir zu teilen.
Wenn ich vor dir Gott verteidigen soll,
muss ich aufgeben: Ich schaff das nicht.
Aber wenn du es willst,
erzähle ich dir von seiner Liebe
und von seiner Freundschaft.
Und ich sage dir:
Mache dich auf
und wandere
ihm entgegen.
Quelle: Probier's mal mit Beten. Neue Jugendgebete, St. Benno Verlag, S. 47.
Wo kommt Gott in meinem Leben vor?
Wo kann ich ihn erfahren?
Wo soll ich ihn suchen?
Manche reden von ihm wie von einem alten Bekannten.
Aber wen meinen sie damit?
Ich bin nicht sicher – Gott,
ob sie dich meinen.
Soll ich dich suchen bei denen,
die ständig von dir reden?
Ich suche –
suchen kann ich nur,
was ich noch nicht kenne,
was ich noch nicht für mich habe
und was ich doch brauche,
so notwendig brauche,
so dringend für mein Leben brauche.
Lass mich nicht aufgeben, Gott,
dich zu suchen.
Quelle: Probier's mal mit Beten. Neue Jugendgebete, St. Benno Verlag, S. 50.
Fingerabdruck
Davor kann ich nicht zurück. Das ist eindeutig. Durch ihn bin ich einmalig. Ich bin nicht irgendwer. Ich bin ich. Ich bin geprägt, nicht nur in meinem Fingerabdruck, auch in meinen Gesten, Bewegungen, meinem Gesicht, meinem Charakter – das heißt: »Eingegrabenes«; geprägt durch das, was war ... Freude, Liebe, Glück, Freundschaft, Schuld, Enttäuschung, Schmerz, Einsamkeit.
So, wie ich bin, kennt mich Gott: Mit all meine Tränen und meinem Lachen, meiner Güte und meiner Trägheit, meiner Zuversicht und meiner Angst.
So, wie ich bin, nimmt er mich an, liebt er mich, gibt mir täglich neu die Chance, aus meinem Leben etwas zu machen und neu anzufangen. Grund genug, Ja zu sagen zu dieser Prägung Mensch. Daraus erwächst Mut, das notwendige Ja und das notwendige Nein zu sagen und nach dem Gewissen zu handeln, Eindrücke und Abdrücke zu hinterlassen.
Quelle: Erbrich, Guido: Auf der Suche nach Gott: Das neue Jugendgebetbuch, St. Benno Verlag 2013, S. 37ff.