»Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt«

Unter den vielen neuen Liedern, die mir im Laufe meines Berufslebens als Kirchenmusiker ans Herz gewachsen sind, nimmt »Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt« (Gotteslob Nr. 323) eine besondere Stellung ein. Johannes Falk, ein befreundeter Kollege, schuf es Mitte der Neunziger Jahre, kurz bevor ein schlimmer Schicksalsschlag ihn an den Rollstuhl fesselte.

Von dem Lied geht eine eigentümliche Faszination, eine Art Sog aus: Weg von Trauer, Melancholie und Erdenschwere, hin zu Trost und Zuversicht, ja überbordender Freude. Dies liegt zum einen an der eindrucksvollen Textstelle aus Psalm 30 »Du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mich geheilt und mit Freude umgürtet. Dir singt mein Herz und will nicht verstummen.«

»Dir will ich singen in Ewigkeit.« Dann aber auch an der Art und Weise, wie der Komponist den singenden Beter aus dem Dunkel ins Licht führt, ihn in seine eigene Glaubensgewissheit mit hinein nimmt. Die Melodie kommt aus der Tiefe, aus dunklem Moll, arbeitet sich empor, unterstreicht das Wort »Freude« durch eine drängende Triole und erreicht ihren Höhepunkt schließlich in dem Jubelruf »Dir singt mein Herz«, um anschließend gelöst auszuschwingen.

Ein tänzerisch scheinender Duktus sowie eine äußerst aparte Klanglichkeit voller harmonischer Überraschungen tragen dazu bei, das Lied zu einer echten Perle im, an wertvollen Impulsen so reichen, neuen Gebet-und Gesangbuch zu machen.

Die Redaktion des Gotteslob-Stammteils hat »Du hast mein Klagen« in die Osterlieder eingeordnet, aber natürlich kann es in den unterschiedlichsten Situationen das ganze Jahr hindurch gesungen werden. Für Chöre hält das Freiburger Chorbuch 2 (Carus-Verlag) einen Satz von der Hand des Komponisten, für Vorsänger und Scholen ergänzende Psalmverse, bereit.

Quelle:

Rommelspacher, Stephan: Mein Lieblingslied, in: Tag des Herrn, Nr. 14 vom 6. April 2014, S. 16.